Die Geburt eines Kindes gehört für Mütter und Väter oft zu den prägendsten und wundervollsten Ereignissen im Leben. Mehr und mehr Babys werden allerdings nicht vaginal entbunden, sondern per Kaiserschnitt geholt. Allein in Österreich kommen mittlerweile über 30 % aller Kinder per Sectio auf die Welt. Im Folgenden erfahren Sie, was einen Kaiserschnitt ausmacht, wann er durchgeführt wird und welche Chancen und Risiken er birgt.
Was ist ein Kaiserschnitt?
Ein Kaiserschnitt (sectio caesaria) bezeichnet eine Entbindung, bei der das Baby durch einen vom Arzt durchgeführten Schnitt am Unterbauch aus der Gebärmutter geholt wird. Das Neugeborene passiert also nicht den Geburtskanal der Mutter, sondern kommt im Rahmen einer Operation zur Welt.
Dokumentationen von Kaiserschnitten gehen einige Jahrhunderte zurück. So soll die erste erfolgreiche Sectio um 1500 in der Schweiz stattgefunden haben. Es ist allerdings davon auszugehen, dass eine derartige Geburt für einen beachtlichen Teil der betroffenen Frauen damals den Tod bedeutete.
Die Idee eines Kaiserschnitts war es, Babys auf die Welt zu bringen, die andernfalls nicht geboren werden konnten und somit das Leben der Mutter gefährdeten. Ein Beispiel hierfür wäre ein Kind, dessen Kopf nicht durch das Becken der Mutter passt.
Bis ins 20. Jahrhundert galt der Kaiserschnitt als eine möglichst zu vermeidende medizinische Notwendigkeit. Erst in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts kam die geplante Sectio mehr und mehr in Mode.
Indikationen, die für einen Kaiserschnitt sprechen
In der Medizin wird zwischen drei verschiedenen Arten medizinisch notwendiger Kaiserschnitte unterschieden:
- Primärer Kaiserschnitt
- Sekundärer Kaiserschnitt
- Notkaiserschnitt
Ein primärer Kaiserschnitt zeichnet sich bereits einige Zeit vor der geplanten Geburt ab. Eine Indikation hierfür kann zum Beispiel eine Querlage des Babys sein, die eine vaginale Geburt unmöglich macht. Auch ein vor dem Muttermund liegender Mutterkuchen macht eine Sectio nötig.
Einer der häufigsten Gründe für einen primären Kaiserschnitt ist ein im Verhältnis zur Größe des Baby zu kleines Becken der Mutter. Hier besteht dann Grund zur Annahme, dass das Kind nicht hindurchpasst.
Tritt dagegen erst während der Geburt eine für Mutter und/oder Kind bedrohliche Lage auf, wird ein sekundärer Kaiserschnitt durchgeführt. Dieser kann zum Beispiel bei einem Geburtsstillstand, Ermüdung der Mutter, einer eingeklemmten Nabelschnur (Sauerstoffmangel) oder Herzproblemen des Kindes nötig werden.
Ein Notkaiserschnitt wird nur in akut für Mutter und/oder Kind lebensbedrohlichen Situationen notwendig. Mögliche Indikationen wären hier zum Beispiel kontinuierlich schwächer werdende Herztöne des Kindes oder eine vorzeitige Plazentaablösung.
Der primäre und sekundäre Kaiserschnitt werden nach Möglichkeit mit einer lokalen Betäubung durchgeführt. Die Mutter ist daher wach, um ihr Neugeborenes gleich im Arm zu halten. Bei einem Notfallkaiserschnitt kommt es in der Regel zur Vollnarkose.
Ablauf eines Kaiserschnitts
Für gewöhnlich wird ein geplanter Kaiserschnitt ca. zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin durchgeführt. Ideal wäre ein Zeitpunkt nach der 39. oder 40. Woche. Medizinisch indizierte Sectios befinden sich meist außerhalb derartiger Planungen und erfolgen oft auch spontan.
Kommt es zu einem Kaiserschnitt, wird in den meisten Fällen eine lokale Betäubung gesetzt, um der werdenden Mutter die größtmögliche Teilhabe an der Geburt zu ermöglichen. Außerdem kann das Kind so direkt nach der Geburt begrüßt und gestillt werden. Eine lokale Narkose wirkt innerhalb von ca. 10 Minuten. Sollte, aus welchen Gründen auch immer, eine Vollnarkose notwendig sein, zeigt diese schon nach 1-2 Minuten ihre Wirkung.
Der Arzt setzt nun einen 10-12 cm langen Schnitt über dem Schambein, durchtrennt alle Gewebeschichten und holt das Neugeborene heraus. Verläuft der Eingriff komplikationslos, ist nach wenigen Minuten schon alles überstanden und die Mutter bekommt ihr Kind auf den Arm.
Im Anschluss wird nur noch die Plazenta entfernt und der Schnitt wieder zugenäht. Für gewöhnlich dauert eine Kaiserschnitt-OP nur 20 – 30 Minuten.
Warum entscheiden sich Frauen für oder gegen den Kaiserschnitt? - Chancen und Risiken
Sectios, die ohne medizinische Notwendigkeit auf den Wunsch der Mutter hin durchgeführt werden, sind sogenannte Wunschkaiserschnitte. Diese Art der Geburt wird von den betroffenen Frauen geplant und aufgrund individueller Argumente gegenüber einer vaginalen Entbindung bevorzugt.
Der Wunschkaiserschnitt
Für die Bevorzugung einer Kaiserschnittgeburt kann es verschiedene Gründe geben. In einigen Ländern der Welt – hierzu zählen zum Beispiel weite Teile Südamerikas – werden Kaiserschnittgeburten besonders propagiert. In Brasilien gelten sie gar als ein Statussymbol. Wer einen höheren gesellschaftlichen Status hat und etwas auf sich hält, bringt sein Kind oft per Sectio zur Welt. So liegt der Anteil an Kaiserschnittgeburten in brasilianischen Privatkliniken oft bei über 80%.
In Österreich ist dies Situation freilich eine andere, aber auch hier steigt die Zahl der Wunschkaiserschnitte seit Jahren. Für einige Frauen kann eine geplante Sectio eine große psychische Entlastung darstellen. Wer sehr viel Angst vor einer “normalen” Geburt hat, fühlt sich mit einem Wunschkaiserschnitt eventuell sicherer.
Auch ästhetische Gründe können eine Rolle spielen. Viele Frauen fürchten, ihr Intimbereich könnte sich nach einer vaginalen Geburt dauerhaft verändern und weniger schön aussehen.
Im Übrigen lassen sich auch starke Belastungen des Beckenbodens durch Kaiserschnittgeburt vermindern. Bei vaginalen Geburten kommt es außerdem oft zu einem Dammriss, vor dem ebenfalls viele Frauen Angst haben.
Für das Gesundheitssystem, aber auch die werdenden Eltern, sind Wunschkaiserschnitte insofern von großem Vorteil, als dass sie eine ausgezeichnete Planbarkeit ermöglichen. Der Eingriff geht vergleichsweise schnell – die Frauen liegen nicht stundenlang in den Wehen – und lässt prima per Terminvereinbarung planen.
Vor- und Nachteile eines Wunschkaiserschnitts auf einen Blick
Vorteile:
- Beckenboden und Damm werden weniger in Mitleidenschaft gezogen als bei einer normalen Geburt
- Keine anatomischen Veränderungen im äußeren und inneren Intimbereich
- Sehr gute zeitliche Planbarkeit der Geburt
- Vergleichsweise kurze Dauer der Geburt
- Kein Geburtsstress und keine Wehen
- Bei einer Risikoschwangerschaft können Komplikationen vermieden werden
- Kann eine psychische Entlastung darstellen - vor allem, wenn eine große Angst vor der Geburt besteht
- Vereinfachte Geburtsvorbereitung
Nachteile:
- Eine Sectio ist kein kleiner Eingriff - es bestehen die üblichen Risiken einer Bauchoperation
- Ein höheres Komplikationsrisiko, z.B. Gebärmutterriss, bei späteren Geburten
- Vergleichsweise lange Regenerationszeit der Mutter nach der Geburt
- Längerer Krankenhausaufenthalt notwendig
- Kaiserschnittkinder haben häufiger Atemprobleme
- Fehlende Übertragung der vaginalen Bakterienflora der Mutter auf das Kind -> wirkt sich negativ auf das Immunsystem des Kindes aus
- Langsamere Gebärmutterrückbildung
Was spricht für eine vaginale Geburt?
Eine vaginale Entbindung bietet gegenüber einer Kaiserschnittgeburt viele Vorteile. Die Mutter ist zum Beispiel in aller Regel schnell wieder fit und hat nicht mit den Nachwirkungen einer OP zu kämpfen. Außerdem wird sie keine Narbe am Bauch haben.
Wer plant, noch mehrere Kinder zu bekommen, sollte versuchen, einen Kaiserschnitt nach Möglichkeit zu vermeiden. Das Risiko von zukünftigen Schwangerschaftskomplikationen steigt mit jeder durchgeführten Sectio an. Eine Narbe in der Gebärmutter erhöht beispielsweise das Risiko eines Gebärmutterrisses in der nächsten Schwangerschaft.
Für manch eine werdende Mutter ist auch der psychische Aspekt der natürlichen Geburt nicht zu unterschätzen. Oft stellt sich ein befriedigendes Gefühl ein, etwas Großes geleistet zu haben.
Österreich - warum steigt die Kaiserschnittrate?
Per Sectio wird heute in Österreich häufiger entbunden als früher. Was aber sind die Gründe, die zu einer Verdopplung der Kaiserschnittrate innerhalb der letzten 10 Jahre geführt haben? Auch, wenn diese Frage nicht vollumfänglich geklärt werden kann, seien an dieser Stelle einige Einflussfaktoren benannt:
- Hebammen und Geburtshelfer sind durch drohende Klagen eingeschüchtert -> lieber ein Kaiserschnitt als eine anspruchsvolle vaginale Geburt mit eventuellen Komplikationen
- Fehlendes Wissen in der Ärzteschaft bezüglich der anzuwendenden Entbindungstechniken einer vaginalen Geburt - z.B. Steiß- oder Zwillingsgeburt
- Hohe Kosten für eine intensive Hebammenbetreuung
- Einer Einstufung als Risikogeburt, zum Beispiel aufgrund des Alters der Mutter oder eines hohen Gewichts des Babys, wird oft unverhältnismäßig viel Bedeutung beigemessen
- https://www.gesundheit.gv.at/leben/eltern/geburt/geburtsablauf/kaiserschnitt
- https://www.schwanger.at/artikel/kaiserschnitt.html
- https://greenbirth.de/de/greenbirth-ist-vernetzt/infos-aus-europa/146-kaiserschnittseuche-in-brasilien.html
- https://www.swissinfo.ch/ger/vor–und-nachteile-von-wunschkaiserschnitt-und-vaginaler-geburt/44260888
- https://praxistipps.focus.de/kaiserschnitt-oder-normale-geburt-pro-und-contra-im-ueberblick_98563
- https://www.babycenter.de/a32430/pro-und-contra-geplanten-oder-wunschkaiserschnitt
- https://www.baby-sweets.de/magazin/schwangerschaft/geburt/kaiserschnitt-auf-wunsch-wir-zeigen-dir-die-pros-contras
- https://www.geburtsallianz.at/kaiserschnitt/
- https://www.frauenaerzte-im-netz.de/schwangerschaft-geburt/kaiserschnitt/
- https://www.pm-wissen.com/seit-wann-gibt-es-kaiserschnitt/
- https://geburtsinfo.wien/alles-zur-geburt/geburtsarten-und-moeglichkeiten-der-entbindung/kaiserschnitt/
- https://www.minimed.at/medizinische-themen/gesundes-kind/kaiserschnitt/