Knieknorpelschäden stellen eine der häufigsten Herausforderungen in der orthopädischen Chirurgie dar. Die Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patienten sind erheblich, da der Knorpel eine wesentliche Rolle bei der Bewegung des Gelenks spielt. Glücklicherweise hat sich die Behandlung von Knorpelschäden im Jahr 2024 durch Fortschritte in der regenerativen Medizin und neue Technologien deutlich weiterentwickelt. Die Behandlungsansätze reichen von konservativen Injektionstherapien bis hin zu hochentwickelten operativen Verfahren, die darauf abzielen, den beschädigten Knorpel zu regenerieren oder zu ersetzen. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die neuesten Entwicklungen in der Behandlung von Knieknorpelschäden und erläutern, welche Optionen 2024 verfügbar sind.
Konservative, Indirekte Behandlungsmöglichkeiten: Hyaluronsäure und PRP
Zu den ersten Ansätzen bei der Behandlung von Kniearthrose und Knorpelschäden gehören konservative Methoden. Sie sind nicht nur weniger invasiv, sondern können auch in Kombination mit operativen Verfahren eine wertvolle Rolle spielen.
Hyaluronsäure (HA)
Hyaluronsäure (HA) ist seit Jahren eine etablierte Behandlungsoption für Kniearthrose. Sie wirkt entzündungshemmend und verbessert die Schmierung des Gelenks, was zu einer Reduzierung von Schmerzen und Steifheit führt. Hyaluronsäure interagiert mit Zelloberflächenrezeptoren und unterstützt das Wachstum von Chondrozyten, während sie auch die Differenzierung von mesenchymalen Stammzellen (MSC) in Knorpelzellen fördert. Leider wird die Wirkung von Hyaluronsäure durch ihre schnelle Resorption begrenzt, sodass eine langanhaltende Wirkung oft nicht erzielt wird. Studien zeigen jedoch, dass die Kombination von Hyaluronsäure und Knochenmarkstimulation (BMS) die Ergebnisse verbessert und eine dauerhafte Knorpelregeneration fördern kann.
Plättchenreiches Plasma (PRP)
Plättchenreiches Plasma (PRP) ist eine weitere konservative Methode, die in der regenerativen Medizin immer häufiger eingesetzt wird. PRP enthält eine hohe Konzentration an Wachstumsfaktoren und Zytokinen, die die Heilung von Knorpelgewebe unterstützen. Während Studien zeigen, dass PRP bei der Symptomverbesserung hilft, bleibt die Frage offen, ob PRP eine signifikante Veränderung des Knorpelvolumens bewirken kann. Daher wird es vor allem als unterstützende Maßnahme verwendet und nicht als alleinige Lösung für fokale Knorpelschäden.

Operative Behandlungsmöglichkeiten: Von Mikrofrakturen bis zu Zellimplantationen
Während konservative Methoden eine symptomatische Linderung bieten können, erfordern fortgeschrittene Knorpelschäden oft operative Eingriffe. Diese Verfahren zielen darauf ab, den Knorpel entweder zu regenerieren oder durch eine dauerhafte Lösung zu ersetzen.
Knochenmarkstimulation (BMS)
Knochenmarkstimulation (BMS) ist eine der bekanntesten Techniken zur Behandlung von Knorpeldefekten. Bei der BMS wird die subchondrale Knochenplatte perforiert, um eine Blutung zu induzieren. Das Blutgerinnsel, das daraufhin gebildet wird, enthält Stammzellen aus dem Knochenmark, die die Regeneration von Knorpelgewebe anregen. Allerdings führt diese Methode häufig zu einer ungleichmäßigen Auffüllung des Defekts, und das neu gebildete Gewebe tendiert dazu, zu verknöchern, was zu suboptimalen Langzeitergebnissen führen kann. Eine vielversprechende Weiterentwicklung ist die Kombination von BMS mit Scaffolds, wie etwa Kollagen- oder Hyaluronsäure-basierte Matrizen. Diese unterstützen das Einwachsen knorpelbildender Zellen und fördern eine stabilere Gewebebildung.
Autologe Chondrozytenimplantation (ACI)
Die autologe Chondrozytenimplantation (ACI) bleibt eine der führenden Behandlungsoptionen bei größeren Knorpeldefekten. Hierbei werden eigene Chondrozyten (Knorpelzellen) entnommen, in Zellkulturen vermehrt und anschließend in den Defekt implantiert. Eine Weiterentwicklung dieser Technik ist die matrixgestützte ACI (mACI), bei der die Zellen auf biologischen Matrizen wie Kollagen oder Hyaluronsäure aufgebracht werden, um die Zellverteilung zu verbessern und die Integration des neuen Gewebes zu erleichtern. Auch die Verwendung von Spherox®, einem Produkt, das sphärische Aggregate von autologen Chondrozyten enthält, hat in klinischen Studien vielversprechende Ergebnisse erzielt.
Bone Marrow Aspirate Concentrates (BMAC)
Bone Marrow Aspirate Concentrates (BMAC), also Knochenmarkaspirat-Konzentrate, sind eine weitere bedeutende Quelle für mesenchymale Stammzellen (MSC). Diese Zellen werden in Kombination mit Scaffolds verwendet, um die Regeneration von Knorpelgewebe zu fördern. Obwohl die Qualität und Quantität der MSC stark vom Entnahmeort und dem Alter des Patienten abhängen, bieten BMACs viel Potenzial für die Reparatur fokaler Knorpelschäden, insbesondere bei jüngeren Patienten, bei denen eine höhere Konzentration von MSC vorliegt.
"Minced cartilage“-Technik
Ein neuer und weniger invasiver Ansatz ist die „Minced cartilage“-Technik, bei der Knorpelgewebe aus weniger belasteten Bereichen des Gelenks entnommen und mechanisch zerkleinert wird. Diese Zellen werden dann in den Defekt implantiert, wodurch die Regeneration des Knorpels beschleunigt und das Risiko von Abstoßungsreaktionen verringert wird. Diese Methode zeigt in frühen Studien vielversprechende Ergebnisse und wird zunehmend als vielversprechende Option für komplexe und große Knorpelschäden betrachtet.
Osteochondrale Transplantationen (OCT)
Osteochondrale Transplantationen (OCT) sind eine bewährte Methode, insbesondere bei größeren Knorpelschäden, die auch den darunterliegenden Knochen betreffen. Hierbei werden gesunde Knorpel-Knochen-Zylinder entweder aus dem eigenen Körper (autolog) oder von einem Spender (allogen) entnommen und in den Defekt eingesetzt. Diese Methode hat sich bei großen Defekten als besonders effektiv erwiesen und bietet eine langfristige Lösung. Allerdings ist sie komplex und birgt das Risiko von Abstoßungsreaktionen bei allogenen Transplantaten.

Zukünftige Entwicklungen: 3D-Druck und Stammzelltherapien
Die regenerativen Ansätze zur Behandlung von Knorpelschäden haben in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht. Besonders hervorzuheben sind die Entwicklungen im Bereich der induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS-Zellen) und 3D-Bioprinting-Technologien. Mit 3D-Druck ist es möglich, Zellen in verschiedenen Schichten präzise zu drucken, um komplexe Gewebestrukturen aufzubauen. Dies könnte eine maßgeschneiderte Zellabgabe direkt in den Defekt ermöglichen und die Knorpelregeneration erheblich verbessern. Die Technologie ist noch in der Entwicklung, zeigt jedoch großes Potenzial für die Behandlung von Knorpelschäden in der Zukunft.
Ein weiterer spannender Bereich ist die Erkenntnis, dass nicht nur Chondrozyten und MSC für die Knorpelregeneration wichtig sind, sondern auch Makrophagen – Immunzellen, die eine zentrale Rolle bei der Heilung von Gewebe spielen. Der gezielte Einsatz dieser Zellen könnte die regenerativen Prozesse weiter optimieren und zu besseren Langzeitergebnissen führen.

Schlussfolgerung
Die Behandlung von Knieknorpelschäden hat in den letzten Jahren bemerkenswerte Fortschritte gemacht. Von konservativen Injektionstherapien wie Hyaluronsäure und PRP bis hin zu innovativen operativen Techniken wie der Knochenmarkstimulation mit Scaffolds und der autologen Chondrozytenimplantation – die Möglichkeiten zur Regeneration von Knorpelgewebe sind vielfältig. Neue Verfahren, wie die „Minced cartilage“-Technik und 3D-Bioprinting, erweitern das therapeutische Spektrum und eröffnen spannende Perspektiven für die Zukunft. Die Wahl der richtigen Therapie hängt dabei stets von den individuellen Bedürfnissen des Patienten, dem Ausmaß des Knorpelschadens und den verfügbaren Ressourcen ab. Der fortschreitende Bereich der regenerativen Medizin wird jedoch weiterhin dazu beitragen, die Behandlungsmöglichkeiten in der Knieorthopädie zu revolutionieren.

verfasst von:
Univ.Prof. Dr. Stefan Marlovits
Dr. Stefan Marlovits ist ein angesehener Mediziner und Experte auf dem Gebiet der orthopädischen Chirurgie. Er ist besonders spezialisiert auf die Behandlung von Knorpelverletzungen und Gelenkerkrankungen. Seine langjährige Erfahrung und sein umfassendes Wissen machen ihn zu einem gefragten Experten auf diesem Gebiet.