Der Geburtstagsumdrunk im Büro, das Gläschen am Abend, der Schluck zwischendurch mit Freunden: Was harmlos wirkt und im Rahmen akzeptabel scheint, ist für viel zu viele der Anfang vom Ende. Österreich lag beim Alkohol 2019 weltweit auf dem 13. Platz, 11,6 l reinen Alkohol entfallen im Schnitt auf jeden Bürger. “Brauch und Nahrungsmittel, habt euch nicht so”, meinen die einen, “krankmachendes Suchtgift” sagen die anderen. Fakt ist, Alkohol fordert 8.000 Todesopfer pro Jahr, jeder Tote ist einer zu viel.
Genussgift mit Tradition – Alkohol in der Geschichte
Früh schon kamen die Menschen darauf, dass alkoholhaltige Speisen genossen werden können. Es war wohl ein gegärter Getreidebrei, der unsere Vorfahren auf die Idee brachte. Erste Nachweise auf Alkoholisches sind 12.000 Jahre und älter. Der Weinbau, anfangs in Vorderasien, Georgien und Armenien, wurde bereits 6.000 v. Chr. in großem Umfang betrieben. Auch das Bier entstand spätestens in dieser Zeit.
Überliefert ist zudem eine Geschichte aus dem Jahr 4.000 v. Chr., nach der ein Brotbäcker seinen Teig zu lange in der Sonne stehen ließ. Das fast flüssige Lebensmittel wurde dennoch genossen und fand aufgrund seiner berauschenden Wirkung Anklang.
Im Mittelalter machten sich vor allem die Mönche daran, Bier unter einem Vorwand zu genießen: Als flüssiges Nahrungsmittel galt es in der Fastenzeit nicht als Speise, so wurde gleichzeitig gefastet und getrunken, der erste Vollrausch war sicher nicht weit.
Alkohol – in Lebensmitteln versteckt
Wein und Bier, Schnaps und Alkopops: Worum es hier geht, ist jedem klar. Sogar der Alkoholgehalt der einzelnen Getränke ist geregelt und muss auf den Flaschen angegeben werden. Dabei nehmen wir aber unwissentlich Tag für Tag Alkohol zu uns, der bei gesunden Menschen nicht ins Spiel fällt. Alkoholkranke kann er zurück in die aktive Sucht führen. Deshalb hat der Gesetzgeber einen Pflichthinweis eingeführt, sogar geringste Spuren müssen auf Lebensmitteln deklariert werden.
In allen Getränken und Nahrungsmitteln, die durch Gärvorgänge produziert werden oder diese auslösen können, sind Spuren von Alkohol enthalten. Dazu zählen vor allem Obst, Brot und Sauerkraut, Kefir, naturtrübe Fruchtsäfte und Essig. Den Fertigprodukten aus der Lebensmittelindustrie wird teils Alkohol zugesetzt, etwa bei Backwaren als Treibmittel, bei Eis und Torten darf der Schuss Kirschwasser oder Nusslikör nicht fehlen, in der Soße finden wir Wein und Bier.
Zellgift mit fatalen Folgen – Gefahren durch Alkohol
Jeder Rausch beschädigt eine Vielzahl von Nervenzellen. Die ersten Anzeichen dafür, dass Alkohol nicht so toll ist wie in der Werbung propagiert, merken viele bereits nach einem Glas. Die Sprache wird verwaschen, der Gang unsicher. Auslöser ist eine gestörte Weiterleitung von Impulsen zwischen den Nervenzellen. Ist erst der Kater vom nächsten Tag vorbei, werden der Rausch und seine Nebenwirkungen schnell vergessen. Auf Dauer halten die Nervenzellen diese Belastung jedoch nicht aus, sie können absterben.
Eine Vielzahl von neurologischen Ausfallserscheinungen tritt auf, neben Minderleistungen des Gehirns unter anderem auch Neuropathien an Händen und Füßen. Der dauerhaft unsichere Gang und ein durch die Empfindungsstörungen eigenartiges Aufsetzen der Füße fällt vor allem bei langjährigen Alkoholikern auf. Auch anderen Körperzellen, etwa in Leber und Bauspeicheldrüse, schadet Alkoholmissbrauch massiv.
Genussmittel oder Droge – Alkohol
Was einen Rausch erzeugt, ist eine Droge. Drogen wirken psychotrop, sie verändern das Bewusstsein und die Wahrnehmung. Als weiteres Merkmal kommt hinzu, dass der Konsum von Drogen abhängig machen kann. Zwar steht für viele bei Nikotin und Alkohol der Genuss im Vordergrund, die Gefahr, in eine gefährliche Sucht abzugleiten, ist aber immer da. Die eigenen Grenzen beim Genuss von Alkohol werden viel zu oft relativiert. Mitunter wird verkannt, dass mit dem Gewöhnungseffekt ein ständig wachsender Konsum einhergeht.
“Jetzt brauch ich einen Schnaps” und der Absacker nach Arbeitsschluss, der ein regelmäßiges Bedürfnis ist, sind erste Anzeichen auf eine mögliche Abhängigkeit.
Spätestens aber dann, wenn beim Versuch, eine Zeit keinen Alkohol zu trinken, Zittern und andere körperliche Beschwerden eintreten, ist die Abhängigkeit nicht mehr zu leugnen.
Auch im Bewusstsein zu trinken, dass später – wie meistens – der Rausch folgt, ist ein typisches Suchtanzeichen. Österreich zählt rund 340.000 Alkoholkranke, mehr als doppelt soviel Personen nehmen Alkohol in einem gesundheitsschädlichen Ausmaß zu sich.
Alkohol – der Weg zur Abhängigkeit
Die entspannende und gleichzeitig anregende Wirkung macht Alkohol so beliebt. Er hebt die Stimmung und enthemmt, wer trinkt, kann sich gehen lassen. Doch nach dem Genuss folgt der Absturz, denn nichts hat sich wirklich geändert. Schnell wieder ein Glas, oder besser noch zwei, drei, damit das angenehme Gefühl wieder kommt. Die Toleranzentwicklung setzt ein, noch mehr Alkohol zur Stimmungsmache zieht den noch größeren Absturz nach sich.
Die Abhängigkeit beginnt. Fast jedes Mittel ist den Betroffenen recht, um an Alkohol zu kommen. Kein Weg zur nächsten Kneipe oder zur Tankstelle ist zu weit. Das Verlangen nach Alkohol ist bereits in diesem Stadium zwanghaft, fehlt er, kommt Unruhe auf, Aggression oder Lethargie machen sich breit. Auch wer zwischen den einzelnen Trinkgelagen wochenlang trocken bleibt, kann bereits zum Kreis der Süchtigen zählen. Durch den Alkoholismus tauchen Probleme im Umfeld auf, gibt es Streit in der Familie, unter Freunden oder am Arbeitsplatz, wird wieder zur Flasche gegriffen.
Alkohol und Jugendliche – Gefahr für den Organismus
Dass Alkohol nichts in der Schwangerschaft oder für kleine Kinder ist, leuchtet jedem ein. Sie sind durch das Zellgift den höchsten Gefahren ausgesetzt. Aber auch während der Pubertät ist der Organismus noch längst nicht so ausgereift, dass Trinken grundsätzlich folgenlos bleibt. Es hat seinen medizinisch begründeten Sinn, warum das Jugendschutzgesetz hier strenge Regeln vorgibt. Das Gehirn ist noch in der Entwicklung begriffen, Drogen richten einen irreparablen Schaden an.
Alkohol gilt in jungen Jahren zudem als Einstiegsdroge für weitere Suchtmittel. Reicht der Kick durch Bier und Alkoholpops nicht aus, wird zu Partydrogen gegriffen. Dazu kommt noch der Gruppenzwang: Macht es einer, machen die meisten mit. Wer viel verträgt, gilt als Held, verkannt wird, dass hier schon die Gewöhnung – und der erste Schritt zur Sucht – eingetreten ist.
Krankheiten – Alkohol und die Folgen
Die ganzen Trinksprüche kommen nicht von ungefähr: “Rein in den hohlen Kopf, auf die Leber!” Wer regelmäßig trinkt, schädigt die wichtigsten inneren Organe nachhaltig. Eine Magenschleimhautentzündung mit Schmerzen und Übelkeit ist eine eher noch leichte Folge. Schwerwiegend und vielfach nicht mehr zu heilen sind Lebererkrankungen, bis hin zur Leberzirrhose. Auch die Bauchspeicheldrüse kann irreparabel geschädigt werden. Nicht zuletzt leidet das Herz-Kreislauf-System. Bluthochdruck – der rote Säuferkopf – Herzrhythmusstörungen und Herzversagen kommen ebenfalls häufig vor.
Alkohol trägt zum Übergewicht bei, er kann impotent und unfruchtbar machen. Sogar Krebs geht auf das Konto des vermeintlichen Genussmittels: Vor allem Mundhöhle, Rachen und Speiseröhre sind betroffen, aber auch Leberkrebs und Darmkrebs treten bei Alkoholikern häufiger als im Durchschnitt auf.