Demenz - wichtige Fragen zur geistig symptomatischen Beeinträchtigung für Betroffene & Angehörige
Schätzungen nach leben derzeit bis zu 130.000 Menschen in Österreich, die Anzeichen für ein Demenzleiden wie beispielsweise Alzheimer aufweisen. Durch die steigende Lebenserwartung gehen Experten von einer möglichen Dopplung dieser Anzahl bis ins Jahr 2050 aus. Da sich die Symptome schleichend entwickeln können, ist das Vorliegen einer solchen geistigen Beeinträchtigung für viele Angehörige häufig zunächst nicht in vollem Umfang erkennbar. Der folgende Beitrag beantwortet Ihnen hierzu häufig gestellte Fragen und bietet Ihnen unabhängig von einer obligatorischen medizinischen Beratung durch Fachmediziner einen Überblick.
Was ist unter einer Demenzerkrankung zu verstehen?
Als Demenzerkrankung bezeichnet man die Summe von verschiedensten Symptomen, bei denen die Fähigkeit des Denkens nur noch eingeschränkt vorhanden ist und/oder die Leistungsfähigkeit des Gedächtnisses nachlässt. Oft können sich Patienten mit dieser Beeinträchtigung nicht mehr im bisher gewohnten Maße orientieren. Diesen Symptomen liegt ein Absterben betroffener Nervenzellen des Gehirns zugrunde. Patienten werden dadurch beim Ausüben von Aktivitäten im täglichen Leben beeinträchtigt. Ein Demenzleiden muss nicht zwangsläufig eine Alterserscheinung sein. Sie kann z. B. aus einem Schlaganfall heraus entstehen und auf einer Durchblutungsstörung des Gehirns basieren. In diesem Fall spricht man von einer vaskulären Demenzerkrankung. Zu weiteren möglichen Gründen für ein Demenzleiden zählen Schilddrüsenbeschwerden und ein Mangel an Vitaminen.
Worin liegt der Unterschied zwischen einer Demenzerkrankung und Alzheimer?
Bei einer Alzheimererkrankung handelt es sich – ähnlich einer Lewy-Körper-Demenzerkrankung oder eines vaskulären bzw. frontotemporalen Demenzleidens – um eine Demenzvariation. Die Alzheimererkrankung ist hirnorganischer Natur. Mediziner gehen davon aus, dass Eiweißablagerungen im Gehirn möglicherweise eine Rolle spielen. Ebenso können ein Glutamat-Ungleichgewicht sowie eine Schädigung von Synapsen die Weiterleitung von Informationen blockieren.
Wie sehen das Krankheitsbild und der Verlauf aus?
Grundsätzlich ist bei einem Demenzleiden von einem langen Verlauf auszugehen. Die Erkrankung kann sich mal mehr, mal weniger rasant entwickeln. Die Demenzforschung benennt nach derzeitigen Erkenntnissen 7 Stufen, wobei die erste Stufe auf keinerlei Beeinträchtigung der Gedächtnisleistung schließen lässt.
In Stufe 2 kann die Wahrnehmung bereits in geringem Maße eingeschränkt sein. Betroffene verlegen Gegenstände und können sich vereinzelt an bisher bekannte Wörter nicht erinnern. Eine ärztliche Diagnose auf eine Demenzerkrankung kann in diesem Stadium noch nicht erfolgen. Hierzu gibt jedoch möglicherweise Stufe 3 Anlass. Neben Problemen beim Organisieren und Planen von Aktivitäten im Alltag ist es häufig das Kurzzeitgedächtnis, welches in dieser Phase offensichtlich beeinträchtigt ist. Vergesslichkeit von erst kürzlich verarbeiteten Informationen kann ein Hinweis auf das Erreichen dieser Stufe sein.
In Stufe 4 sind die aus Stufe 3 bekannten Schwierigkeiten deutlicher ausgeprägt und einfache Aufgaben lassen sich nur noch in unzureichendem Maße bewältigen. Oft ist bei Betroffenen eine negative Veränderung der Stimmung wahrnehmbar. Auch ein sozialer Rückzug kann mit der zunehmenden Überforderung des Patienten einhergehen.
Bei einer mittelschweren Erkrankung in Stufe 5 ist darüber hinaus das länger zurückliegende Erinnerungsvermögen eingeschränkt. Betroffene erinnern sich mitunter nicht an persönliche oder aktuelle Daten. Während die Nahrungsaufnahme und körperliche Pflege noch selbstständig bewältigt werden können, ist unter Umständen Unterstützung bei der Auswahl passender Kleidungsstücke gefragt.
In Stufe 6 geht üblicherweise das Orientierungsvermögen zurück und die Differenzierung bekannter sowie unbekannter Gesichter kann erschwert sein. Ebenso ist es möglich, dass das Kontrollieren des Harndrangs eingeschränkt ist und Veränderungen beim Schlafrhythmus deutlich ausgeprägt sind. Das letzte Stadium einer Demenzerkrankung erfordert in aller Regel eine dauerhafte Unterstützung und Pflege. Dabei können das Mitteilungsvermögen und die Fähigkeit zur eigenständigen Körperpflege zum Stillstand kommen. Neben einem starken Verlust der Erinnerung und der Denkfähigkeit können ebenfalls Muskeln möglicherweise ihre Funktion nicht mehr voll ausüben. Erkennbar ist dies unter anderem an einer erstarrten Mimik bzw. an Schluckbeschwerden.
Welche Symptome treten bei einer Demenzerkrankung auf?
Wie sich aus dem beschriebenen Krankheitsverlauf entnehmen lässt, ist die Symptomatik bei einem Demenzleiden facettenreich. Zu einem eingeschränkten Erinnerungs- und Denkvermögen können sich Probleme bei der Orientierung und beim Zuordnen von Gesichtern zu Personen gesellen. Ebenso sind Schlafstörungen, eine depressive Verstimmung, Reizbarkeit und Wutausbrüche sowie eine allgemeine Kraftlosigkeit denkbar. Neben den körperlichen Veränderungen, die meist mit dem Alter stärker werden, entwickeln sich auch psychosoziale Probleme, die oft einer Intervention bedürfen. Besonders Verhaltensschablonen, die enthemmt werden, wie das Gehen oder Aggressionen können zu Problemen führen.
Warum ist bei einem Demenzleiden der Bewegungsdrang ausgeprägt?
Der mitunter starke Bewegungsdrang birgt das Risiko zu Stürzen und damit verbundenen Verletzungen. Ebenso können orientierungslose Personen ohne Beaufsichtigung in einem fortgeschrittenen Stadium ziellos durch die Gegend irren und nicht mehr zu ihrem Ausgangsort zurückfinden. Der Bewegungsdrang beruht möglicherweise auf Unsicherheit oder Neugier, auf einer aktiven Vergangenheit, aber auch auf Langeweile oder dem Gefühl von Einsamkeit. Unangenehmes kann einen Impuls zum Weglaufen provozieren – Angenehmes hingegen eine magische Anziehungskraft ausüben.
Weitere Gründe für den Bewegungsdrang sind unter anderem Schmerzen oder die Gabe von Medikamenten. Auch dann, wenn der Tag-Nacht-Rhythmus beeinträchtigt ist, ist bei manchen Patienten Rastlosigkeit erkennbar. Um Patienten Raum für Bewegung zu bieten, den sicheren Raum einer Krankenstation jedoch nicht verlassen zu müssen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Das Universitätsklinikum Tulln hat z.B. eine „künstliche Bushaltestation“ für diesen Zweck ins Leben gerufen. Prim.Assoc.Prof.PD.D Martin Aigner vom Universitätsklinikum Tulln erklärt:
„Die Illusion einer Bushaltestelle soll einen Ankerpunkt bieten aus diesem „Gehdrang“ (Poriomanie) auszusteigen, zur Ruhe zu kommen, zu einem „Gespräch am Bankerl“ einladen. Ziel ist eine Entspannung, ein Vermeiden von Aufschaukeln von enthemmten Verhalten, ein sozial verträgliches Verhalten zu entwickeln.“
Wie wird eine Demenzerkrankung behandelt?
Die Behandlung einer Demenzerkrankung erfolgt in der Regel ganzheitlich. Neben einer symptomatischen oder ursachenbezogenen Therapie mit Medikamenten kommen dabei auch Maßnahmen psychosozialer, nicht-medikamentöser Art zur Anwendung. Hierbei handelt es sich um Maßnahmen, welche die noch vorhandenen Ressourcen des Patienten auf körperlicher, geistiger, emotionaler bzw. kreativer Ebene nutzen. Neben körperlichen Verfahren wie Ergotherapie und Bewegungstherapie fallen hierunter auch kognitive Therapien wie Gedächtnistraining und Erinnerungsarbeit. Ebenso lassen sich sensorische Therapieansätze wie Massagen oder eine Tanz-, Musik- bzw. Kunsttherapie nutzen.
Welche Maßnahmen beugen einem Demenzleiden vor?
Präventiv ist es hilfreich, soziale Kontakte zu pflegen und nährstoffreiche Lebensmittel zu sich zu nehmen. Ebenso können Gehirnjogging (z. B. durch das Ausfüllen von Kreuzworträtseln), die Reduktion von Alkohol sowie Nikotin und körperliche Aktivitäten einer Demenzerkrankung vorbeugen. Nicht zuletzt lohnt es sich, den Blutdruck regelmäßig zu überprüfen und entsprechende Maßnahmen einzuleiten, wenn dieser regelmäßig sehr hoch ausfällt. Je mehr dieser Maßnahmen Sie in Ihren Alltag integrieren, desto besser können Sie sich selbst gegen eine Demenzerkrankung wappnen.
Welche Lebensmittel eignen sich gut, um einer Demenzerkrankung gegenzusteuern?
Um Ihrem Körper wichtige Nährstoffe zuzuführen und den Zellschutz zu aktivieren, empfiehlt sich ein ausgewogener Konsum von Gemüse und Obst. Vermeiden Sie den häufigen Konsum von rotem Fleisch und einer stark erhöhten Menge Fisch. Aufgrund seiner Omega-3-Fettsäuren ist fetter Seefisch geeignet. Weitere präventiv konsumierbare Lebensmittel sind Nüsse mit ihren Spurenelementen und Eiweißkomponenten, Olivenöl und Geflügel sowie grüner Tee und Kaffee aufgrund der wertvollen Antioxidantien. Um sich prophylaktisch vor Demenz zu schützen, ist darüber hinaus eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr mit Wasser (2 bis 3 Liter am Tag) unumgänglich.