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Das Kniegelenk

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Kniegelenk?

Das Kniegelenk ist das größte Gelenk des menschlichen Körpers. Es interagieren der Oberschenkelknochen (Femur), das Schienbein (Tibia) und die Kniescheibe (Patella) miteinander. Der einzigartige Aufbau ermöglicht uns eine Beugung bis 140°. Bei einem Schritt lastet teilweise das Fünffache des Körpergewichtes auf dem Gelenk.

Die Oberflächen der Gelenkspartner sind mit einer glatten hyalinen Knorpelschicht überzogen, welche eine reibungsfreie Beweglichkeit ermöglicht. Zwei Menisci liegen zwischen der Knorpelschicht des Oberschenkels und des Unterschenkels. Sie fungieren als Stossdämpfer, da sie die Oberfläche der Gelenksfläche vergrößern. Durch ihre halbmondartige Form können sie die Last des Körpergewichts in allen Beugungsgraden ideal verteilen. Nach einer vollständigen Entfernung eines Meniskus können die Druckspitzen auf den Knorpel um das 200fache ansteigen, daher ist ein frühzeitiger Abnützungseffekt des Gelenkes (=Kniegelenksarthrose) vorprogrammiert. 

Die Bänder im Kniegelenk

Ein Komplexes Zusammenspiel zwischen Knochen, Bandkomplexen, Muskelansätzen und Sehnen stabilisieren das Gelenk auch unter maximaler Belastung, wie z.B. beim Sport. Vereinfacht unterscheidet man 4 Haupt Bänder welche das Knie gegen Rotation und Achsverkippungen schützen. 

Das vordere Kreuzband und hintere Kreuzband finden sich zentral im Gelenk und stabilisieren dieses, in allen Beugungsgraden, einerseits gegen Rotationsbewegungen und andererseits gegen Bewegungen nach vorne und hinten. Das vordere Kreuzband stoppt ein Gleiten des Unterschenkels nach vorne, das hintere Kreuzband verhindert ein wegrutschen nach hinten. Der Innere- und Äußere Seitenbandkomplex stabilisieren das Kniegelenk gegen seitliche Bewegungen. Durch das schlechte Heilungspotenzial des vorderen Kreuzbandes, aber auch von Meniskus und Knorpelgewebe entsteht mittelfristig irreversible Abnützungen, die bis in das Vollbild der Arthrose münden können. 

Die Kniescheibe

Die Kniescheibe (Patella) ist das größte Sesambein des menschlichen Körpers und ist in der Quadrizepssehne (Oberschenkel Strecker) eingelagert. Die Unterseite der Kniescheibe ist vollständig mit einer dicken Knorpelschicht überzogen. Aufgrund der hohen Kräfte die auf das Kniescheibengelenk (Patellofemoral Gelenk) wirkt, ist dieses besonders häufig von Arthrose betroffen. Die Kniescheibe gleitet in einer Gleitrinne über den Oberschenkelknochen welche vor allem vor einem seitlichen herausspringen (=Patellaluxation) schützt.

Die das Gelenk umgebenden Sehnen und Muskeln, sind die dynamischen Stabilisatoren. Sie haben einen oftmals unterschätzte Rolle, sind aber für vielerlei Knieschmerzen, Verletzungen und vor allem Überlastungssyndrome verantwortlich.

Der vier köpfige Quadrizepsmuskel mit der Quadrizepssehne und der von der Kniescheibe zum Unterschenkel ziehende Patellasehne ist der stärkste Strecker des Kniegelenkes. Das Patellaspitzensyndrom, Degenerationen oder Risse der Quadrizepssehne, sowie Patellasehnenrisse, sind nur einige typische Verletzungsmuster dieser Region. 

Die für die Kniebeugung verantwortliche Muskulatur besteht aus dem Bizeps femoris (zweiköpfiger Beugemuskel welcher am Wandenbeinkopf ansetzt) und der Hamstring Muskulatur (Semimembranosus, Semitendinosus, Grazilis). Ein Teil der Hamstringmuskulatur setzt gemeinsam an der Innenseite des Unterschenkels knapp unterhalb des Gelenkspaltes an. Hier ist zur Reduktion der Reibungskräfte ein Schleimbeutel eingelagert welcher immer wieder bei sportlichen Überlastungen für Reizzustände verantwortlich ist. An der Aussenseite befindet sich eine lange Faszienplatte (tractus iliotibialis) welche ebenfalls knapp unterhalb des Gelenkes ansetzt. Auch hier entstehen insbesondere bei Läufern regelmäßig Schmerzen, weshalb Reizzustände in diesem Bereich als das Läuferknie bekannt sind.

Die Wadenbeinmuskulatur (gastrocnemius medialis und lateralis) entspringen an der Rückseite des Oberschenkels und ziehen mit der bekannten Achillessehne bis zum Fersenbein. Traumatische Risse der Kniebeugemuskulatur oder der Wadenmuskulatur zählen zu den häufigsten Sportverletzungen

Typische Verletzungen des Kniegelenkes:

Insbesondere bei Sportarten mit schnellen Richtungsänderungen und mit Köperkontakt stellen ein größeres Risiko für das Kniegelenk da. 

Der vordere Kreuzbandriss ist eine relativ häufige Sportverletzung. Aufgrund der schlechten Durchblutung des Bandes und der unmittelbaren durch den Riss entstandene Instabilität, heilt das vordere Kreuzband in der Regel nicht mehr funktionsfähig an seiner ursprünglichen Position an. Ein vorderer Kreuzbandriss kommt selten singulär vor und wird daher oft von Meniskusrissen, Knorpelverletzungen, Innenbandrissen oder Außenbandrissen begleitet.

Ein Meniskusriss entstehen meist bei Rotationsbewegungen bei fixierten Unterschenkel (Fussball, Skifahren,..) oder bei chronischer Überlastung in Knieenden Berufen. Als Begleitverletzung vom vorderen Kreuzbandriss destabilisiert er das Gelenk zunehmend. Ein eingerissener Meniskus kann ins Gelenk hineinragen und eine Hemmung der Beweglichkeit verursachen. Dies muss umgehend von einem Spezialisten untersucht werden, weil sonst kurzfristig Meniskus und Knorpelgewebe zerstört werden können.

Der Innenbandriss ist ebenso eine relativ häufige Bandverletzungen welcher glücklicherweise isoliert durch konservative Therapie meist gut ausheilt. Bei höhergradigen Verletzungen bleibt nicht selten eine Restinstabilität über, weshalb eine Innenbandverletzung immer von einem Sportorthopäden beurteilt werden sollte.

Sportler haben immer höhere Ansprüche an ihre Gelenke und wollen naturgemäß so schnell wie möglich wieder Ihren gewohnten Sport ausüben. Um langfristige Ausfälle zu vermeiden sollte frühzeitig eine professionelle klinische Untersuchung nach einer Verletzung erfolgen. Eine gute Grundlagenausdauer, regelmäßiges mobilisieren der beanspruchten Gelenke und konstantes Aufwärmen reduziert die Wahrscheinlichkeit einer Verletzung ungemein.

verfasst von:

verfasst von Dr. Gustav Timmel, Facharzt für Orthopädie & orthopädische Chirurgie

Spezialist für Sportverletzungen jeglicher Art, arthoroskopische Gelenkseingriffe insbesondere an Knie und Schulter. Auch der endoprothetische Gelenksersatz der Hüfte, der Schulter und des Kniegelenkes, sowie die Versorgung jeglichen Knochenbruches gehören zu meinem Tagesgeschäft.

Fotoquellen: Adobe Stock, https://stock.adobe.com; https://elements.envato.com

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