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Mehr als nur Schwarzweiß Fotos – verschiedene Arten bildgebender Diagnostik

Inhaltsverzeichnis
Scan des Hirns beim Neurologen - Abklärung neurologischer Erkrankungen

In der modernen Medizin wird mittlerweile kaum eine Diagnose gestellt, ohne dass diese durch radiologische Bildgebung bestätigt oder zumindest untermauert wird.
Die Radiologie, früher eher ein Randbereich, in dem menschenscheue Ärzte ein stilles Dasein in dunklen Kämmerchen gefristet haben, ist mittlerweile zentraler Dreh- und Angelpunkt für Patienten in jedem Krankenhaus. Das geht sogar so weit, dass bei technischen Problemen bestimmter Großgeräte, Krankenhäuser für Rettungszufahrten mit bestimmten Verdachtsdiagnosen gesperrt werden. Zum Beispiel: wenn in Wien in einem bestimmten Krankenhaus weder CT noch MRT angeboten werden können, dann werden Rettungsfahrzeuge, die Patienten mit der Verdachtsdiagnose Schlaganfall führen, auf ein anderes Krankenhaus umgeleitet.

Große, kompliziert und futuristisch aussehende Geräte angeschlossen an leistungsstarke Computer, die die akquirierten Bilddaten sofort weiteverarbeiten, sind rund um die Uhr im Einsatz. 
Doch egal wie viel Technik im Spiel ist, am Ende der Kette steht immer ein Mensch, ein Arzt oder eine Ärztin, der die Bilder interpretiert und daraus eine Diagnose ableitet, die mit den aktuellen Symptomen des Patienten in Einklang zu bringen ist.

Nicht nur in den Krankenhäusern, auch im niedergelassenen Bereich, den radiologischen Instituten und Ordinationen, werden täglich tausende Patienten mittels verschiedenen Methoden der Bildgebung untersucht. Aber wodurch unterscheiden sich nun die verschiedenen Arten der Bildgebung. Als Patient ist man oft verwirrt. Wann brauche ich ein MR, was genau ist ein Ultraschall, ist eine Computertomografie auch Strahlung?

In diesem Artikel möchte ich versuchen, Ihnen einen kurzen Überblick über die verschiedenen Methoden, ihre richtigen Indikationen, ihre Vor- und Nachteile zu geben.

Das Konventionelle Röntgen – der Klassiker

Unter konventionellem Röntgen versteht man das, woran die meisten Laien denken, wenn sie das Wort Röntgen hören. Es ist ein Röntgenfilm (heutzutage oft in digitaler Form), der mittels Röntgenstrahlen geschwärzt wird. 

Was bedeutet das? Hinter dem Patienten wird der Röntgenfilm oder die digitale Kassette platziert. Von vorne wird der Patient mit Röntgenstrahlen bestrahlt. Diese haben die Eigenschaft durch das Gewebe durch dringen zu können und dabei mehr oder weniger abgeschwächt zu werden. Auf diese Weise entsteht auf dem Röntgenbild eine Art negatives Foto. Harte Gewebeanteile, wie zum Beispiel Knochen, schwächen die Röntgenstrahlen stärker ab. Hinter den Patienten, auf den Film kommen weniger Röntgenstrahlen an, der Film wird wenig geschwärzt, der Knochen erscheint weiß. Weichgewebe, wie zum Beispiel das Gewebe der Lunge, schwächen die Röntgenstrahlung hingegen nur sehr wenig ab. Der Großteil der Strahlung kann den Patienten durchdringen, trifft auf den Röntgenfilm und schwärzt ihn. Deswegen erscheint eine gesunde Lunge auf dem Röntgenbild fast schwarz. Anders verhält es sich allerdings, wenn der Patient zum Beispiel eine Lungenentzündung hat. Dann ist das Lungengewebe nicht mehr so durchlässig für die Röntgenstrahlen. Werden Strahlen durch das dichtere, entzündete Gewebe abgeschwächt, es kommt weniger Strahlung hinter dem Patienten auf den Film an und im Lungenröntgen erscheint der entzündlich veränderte Bereich weißlicher als das umliegende nicht entzündete Gewebe – für den Untersucher ist das ein Hinweis auf eine Pneumonie. 

Die klassischen Indikationen für das konventionelle Röntgen sind zum Beispiel:

Die Computertomographie – the working horse

Auch die Computertomographie arbeitet mit Röntgenstrahlung, allerdings in einer deutlich höheren Dosierung als das konventionelle Röntgen.

Sowohl die Strahlenquelle als auch die aufnehmenden Detektoren sind in einer Art Ring angeordnet, der so genannten Gantry, die die Liege, auf der der Patient liegt, umschließt. Die Liege fährt mit dem Patienten durch die Gantry und der Patient wird durchgescannt. Binnen weniger Sekunden werden gigantische Datenmengen erhoben und so eine Art 3-D Modell rekonstruiert. An den angeschlossenen sehr leistungsstarken Computern kann nun ein Bild in jeder beliebigen Schicht erzeugt werden. Im Vergleich zu konventionellen Röntgen ist Bildgebung sehr viel genauer. So können beispielsweise die inneren Organe des Bauches mit großer Präzision dargestellt werden. Zusätzlich ist die Computertomographie aufgrund ihrer ungemeinen Schnelligkeit in der Bildakquise gepaart mit einer sehr hohen Genauigkeit das Hauptwerkzeug im Rahmen jeder akuten Bildgebung. 

Ein weiterer Vorteil der Computertomographie ist, dass hier mittels Kontrastmittelgabe über die Vene die Durchblutung verschiedener Bereiche des Körpers dargestellt werden kann, was zusätzliche diagnostische Information liefert. 
Ein gewisser Nachteil stellt die doch nicht ganz unwesentliche Strahlenbelastung dieser Untersuchung dar. Je jünger der Patient, je weniger akut die Untersuchung, und je mehr Untersuchungen in Folge zu erwarten sind, desto wichtiger wäre es eventuell andere Untersuchungsmethoden in Erwägung zu ziehen. Ein Beispiel: ein relativ junger Patient mit einer chronischen Erkrankung (zum Beispiel juvenile Arthritis oder einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung), bei dem zu vermuten ist dass viele viele Folgeuntersuchungen notwendig sein werden – hier sollte man nach Möglichkeit auf strahlenfreie Untersuchungen ausweichen. Dagegen ist ein Patient mit einem akuten Polytrauma (zum Beispiel nach einem schweren Autounfall) in der Computertomographie gut aufgehoben da nirgendwo Geschwindigkeit und Genauigkeit in so hohem Maße aufeinander treffen. 

Klassische Indikationen für eine Computertomographie:

Die Magnetresonanztomographie – die Laute

Die Magnetresonanztomographie wird auch Kernspintomographie oder MRI genannt
Auch hier handelt es sich um ein Schnittbildverfahren, bei dem, wie bei der Computertomographie, Bilder von beliebig gewählten Schichten des Körpers angefertigt werden können. 
Im Gegensatz zur Computertomographie arbeitet das MR allerdings nicht mit Röntgenstrahlen, sondern mit sehr, sehr starken Magneten und Radiowellen. Sein größter Vorteil ist, dass keine ionisierende Strahlung verwendet werden muss. Somit ist eine MRT Untersuchung schonender und zum Beispiel auch für junge Patienten, oder bei wiederholten Untersuchungen besser geeignet. 
Ähnlich wie bei der Computertomographie, kann mittels Kontrastmittelgabe über die Vene zusätzliche Information gewonnen werden. Darüber hinaus hat das MRT den Vorteil einer exzellenten Abbildung von Weichteilgewebe. Somit ist es besonders geeignet für die Bildgebung von Gehirn und Rückenmark oder Gelenken. Die Nachteile des MRTs sind einerseits, dass die Untersuchung im Vergleich zur Computertomographie deutlich länger dauert, und dass es notwendig ist, dass der Patient in einer relativ engen Röhre bewegungslos liegt. Für Menschen mit Klaustrophobie kann es eine gewisse Herausforderung darstellen. 
Darüber hinaus ist das MRT ziemlich laut, während der gesamten Untersuchung hört man verschiedene rhythmische Klopfgeräusche. Viele Patienten empfinden das als unangenehm.

Bevorzugte Fragestellungen für die Magnetresonanztomographie sind:

Der Ultraschall – der sanfte Weg

Nicht umsonst ist Ultraschall die bevorzugte Untersuchungsmethode für ungeborene Kinder. Keine Untersuchung ist so sanft. Mithilfe eines Ultraschallkopfes werden Schallwellen gesendet. Diese werden an verschiedenen Organgrenzen reflektiert, und durch den gleichen Ultraschallkopf wieder aufgenommen. Daraus kann ein Bild errechnet werden.
Damit die Schallwellen besser übergeleitet werden, wird ein transparentes wasserlösliches Gel auf die Haut aufgetragen. Die Untersuchung ist für den Patienten völlig schmerzlos und komplett unschädlich. Eine Ultraschalluntersuchung kann beliebig oft wiederholt werden, ohne dass Schäden zu befürchten sind. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Untersuchung mit tragbaren Ultraschallgeräten schnell vor Ort am Patientenbett durchgeführt werden kann. Als Überblicksuntersuchung auf Intensivstation ist zum Beispiel eine Ultraschalluntersuchung exzellent geeignet. Man spart damit den schwer kranken Patienten den Transport zur Computertomographie. Auch für Kinder oder junge Patienten beziehungsweise für strahlensensible Organe ist die Ultraschalluntersuchung eine exzellente Alternative.

Einen Nachteil der Ultraschalluntersuchung ist, dass sie, wie kaum eine andere Untersuchung von der Erfahrung und dem Können des Untersuchers abhängt. Die Bilder müssen noch während sie gemacht werden, richtig interpretiert werden – wer es nicht kann, sieht nur Schneegestöber.
Ein weiterer Nachteil des Ultraschalls ist, dass bestimmte Gewebe, wie zum Beispiel die Lunge, für die Untersuchung nicht gut geeignet sind, weil sie einfach nicht in guter Qualität abgebildet werden können.
Eine besondere Stärke des Ultraschalls dagegen ist die Möglichkeit auch die Bewegung von Organen darzustellen, wie zum Beispiel die Bewegung von Herzklappen oder das schlagende Herz eines Babys im Uterus.
In besonderen Fällen kann auch bei Ultraschalluntersuchungen ein Ultraschallkontrastmittel gegeben werden. Hiermit kann zum Beispiel zwischen gutartigen und bösartigen Läsionen in der Leber unterschieden werden, ohne dass man gleich eine Computertomographie oder ein MRT machen muss. 

Der Ultraschall ist besonders gut geeignet für:

Dieser Artikel hatte den Zweck Ihnen einen groben Überblick über die verschiedenen radiologischen Bildgebungen zu liefern. Selbstverständlich kann in einem so kurzen Text nicht alles erwähnt werden, was es an Details zu wissen gibt. Sollten Sie Fragen haben, welche Untersuchung für ihre Beschwerden am besten geeignet ist, ist es ratsam einen Facharzt für Radiologie zu fragen.

verfasst von:

Dr. Vjara Ilieva, Ärztin für Allgemeinmedizin und Fachärztin für Radiologie

Nach dem Medizinstudium an der Universität Wien hat Frau Dr. Ilieva die Ausbildung zur Ärztin für Allgemeinmedizin und später auch zur Fachärztin für Radiologie abgeschlossen.

Nach nun mehr insgesamt 12 Jahren Tätigkeit im Krankenhaus Hietzing und im Wilhelminenspital in Wien hat Frau Dr. Ilieva seit kurzem zusätzlich ihre eigene Wahlarztordination in Baden bei Wien sowie in Wien eröffnet. 

Fotoquellen: Adobe Stock, https://stock.adobe.com; https://elements.envato.com

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