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Leben mit HIV: Fakten, Fortschritte und die Bedeutung von Aufklärung

Inhaltsverzeichnis

Trotz großer Fortschritten in der Medizin und jahrelanger Aufklärung sind die Themen HIV und AIDS noch immer von vielen Missverständnissen und Vorurteilen geprägt. Der Welt-AIDS Tag am 01. Dezember soll dazu beitragen, diese Vorurteile zu beseitigen und Menschen mehr auf dieses Thema zu sensibilisieren. Denn wie ändert sich das Leben eines Menschen, wenn dieser plötzlich mit HIV diagnostiziert wird?

Gleich vorweg: HIV ist nicht gleich AIDS. Es gibt bedeutende Unterschiede.  

Der Welt-AIDS Tag

Seit mehr als 30 Jahren findet jährlich am 01. Dezember der Welt-AIDS Tag statt. Er soll daran erinnern, dass mehr Solidarität gegenüber HIV Erkrankten notwendig ist und Menschen ein Leben frei von Diskriminierung und Ausgrenzung verdient haben. Des Weiteren wird auch an jene gedacht, die den Kampf gegen AIDS verloren haben. Dies Jahr steht er unter dem Motto “Leben mit HIV. Anders als du denkst?”. Er ruft außerdem dazu auf, Zugang für alle zu Prävention und Versorgung zu schaffen. Denn leider haben nicht alle Länder Zugang zu Informationen und Hilfen. An diesem Tag gibt es unzählige Aktionen – von Informationsstellen bis Spendensammlungen.

Auch die bekannte rote Schleife soll ein Zeichen für Solidarität und Mitgefühl zeigen.

Was versteht man unter HIV?

HIV steht für Human Immunodeficiency Virus. Es handelt sich hierbei um ein Immunschwäche Virus, welches bestimmte Zellen des menschlichen Immunsystems angreift. Dies führt dazu, dass ein Mensch anfälliger für Krankheiten wird, da die körpereigenen Abwehrkräfte durch die HIV-Infektion geschwächt oder geschädigt werden. Infiziert sich eine Person, müssen nicht sofort Beschwerden oder Erkrankungen auftreten. Die ersten Krankheitserscheinungen können bereits nach wenigen Tagen, bei anderen aber auch erst Wochen nach der Infektion auftreten. Die Krankheitsverläufe und Symptome variieren von Mensch zu Mensch. Symptome können zum Beispiel Fieber, ein Hautausschlag oder Durchfall sein. Meist sind es Symptome, die auch typisch für andere Krankheitsverläufe sind. Vielen Menschen ist daher zunächst gar nicht bewusst, dass sie sich mit HI-Virus angesteckt haben. Wird HIV im Körper nachgewiesen, bezeichnet man die Person als HIV-positiv.

Wird eine HIV-Infektion nicht behandelt, kann sich das geschwächte Immunsystem irgendwann nicht mehr gegen andere Erreger im Körper wehren und infizierte Personen erkranken schwer an normalerweise harmlosen Krankheiten. Diesen Zustand nennt man dann AIDS.

HIV ist nicht gleich AIDS

AIDS steht für Acquired Immune Deficiency Syndrome und ist die Folge einer HIV-Infektion. Übersetzt bedeutet dies, eine erworbene Schwäche des Immunsystems. AIDS beginnt im Endstadium der HIV-Infektion und führt dazu, dass das Immunsystem eines Menschen zerstört wird. Erst bei AIDS definierenden Erkrankungen wie Tumoren, Lungenentzündungen oder Tuberkulose spricht man von AIDS und nicht mehr HIV. Eine HIV-positive Person als AIDS-krank zu bezeichnen, ist somit schlichtweg nicht richtig.

Häufigkeit und Verbreitung

Auch wenn es mittlerweile viele Informationen und Aufklärungsmöglichkeiten gibt, sind HIV und AIDS in vielen Kreisen noch ein Tabu Thema. Das Wissen über die Krankheit ist von Land zu Land unterschiedlich. Somit ist auch die Verbreitung von HIV noch ziemlich hoch in einigen Ländern. In Europa alleine sind ca. 2,3 Millionen Menschen mit dem Virus infiziert. Im Jahr 2021 gab es ca. 106.000 Infektionen, die Dunkelziffer ist aber höher. Auch in Österreich infizieren sich jährlich zwischen 300-400 Menschen an HIV. Es benötigt also noch mehr Aufklärung und Informationen, um die Anzahl an Erkrankungen mit dem Immundefizienz Virus zu verhindern.

Phasen der HIV-Infektion: Wie aus dem HI-Virus AIDS wird

Wird HIV nicht oder nicht rechtzeitig behandelt führt dies zur starken Schwächung des Immunsystems. Von der Ansteckung mit dem Virus, bis zum Ausbruch von AIDS durchläuft ein Mensch grundsätzlich drei Phasen. Wie lange und intensiv eine Person eine Phase durchlebt, kann stark variieren.

Stadium 1: Primoinfektion

Die Person hat sich mit dem Virus infiziert. Vor allem in den ersten Wochen danach steigt die Virenlast schnell an und das Übertragungsrisiko ist daher besonders hoch. Die Person verspürt erste Symptome, die meist aber noch ganz harmlos sind. Typische erste Anzeichen sind Kopfschmerzen, Fieber, Müdigkeit etc. Sowohl Infizierte selbst als auch die meisten Ärzte verbinden diese Symptome im ersten Stadium nicht mit einer HIV-Infektion. Nach einigen Wochen verschwinden die Symptome zunächst, da das Immunsystem gegen die Viren ankämpft.

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Stadium 2: Latenzphase

Viele Menschen können trotz Ausbruch der Krankheit über mehrere Jahre ein uneingeschränktes und beschwerdefreies Leben führen. Trotzdem breitet sich der Virus im Körper aber immer weiter aus, wenn er nicht aktiv behandelt wird und beschädigt das Immunsystem. Dieses wird mit Fortschreiten der Krankheit immer schwächer und kann irgendwann nicht mehr vollständig gegen die Krankheitserreger ankämpfen. Erste Anzeichen einer Immunschwäche treten auf. Betroffene leiden in diesem Stadium unter Beschwerden, wie Hauterkrankungen, Lymphknotenschwellungen oder Lungenentzündungen.

 

Stadium 3: AIDS

Im fortgeschrittenen Stadium von HIV, dem sogenannten Stadium 3 oder AIDS (Acquired Immune deficiency Syndrome), erlebt das Immunsystem eine schwerwiegende Beeinträchtigung. In dieser Phase ist es nicht mehr in der Lage, schwere und lebensbedrohliche Krankheiten effektiv abzuwehren. Der Übergang zu AIDS wird durch das Auftreten bestimmter Kombinationen von Krankheiten charakterisiert. Die Bandbreite dieser Erkrankungen ist vielfältig und umfasst Krebserkrankungen, bestimmte Formen von Lungenentzündung sowie den Befall der Speiseröhre.

Nachdem das Stadium 3, also AIDS erreicht wurde, schwindet die Lebenserwartung ohne Behandlung erheblich. Die durchschnittliche Überlebensdauer beträgt zwischen wenigen Monaten bis zu 3 Jahren.

Wie wird das Human Immunodeficiency Virus übertragen?

Eine Infektion mit dem humanen Immunschwächevirus wird am häufigsten während des Geschlechtsverkehrs, bei einer Bluttransfusion oder bei Säuglingen während der Geburt über die Mütter übertragen. Das Virus kann durch Kontakt mit infektiösen Körperflüssigkeiten ausgetauscht werden. Am Häufigsten gelangt es über offene Wunden oder die Schleimhäute in die Körper anderer Menschen. Die meist übertragenen Formen sind:

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Wie schnell erfolgt eine Ansteckung?

Hier gibt es häufig viele Vorurteile und Missverständnisse, denn im Gegensatz zu anderen Krankheiten ist das HI-Virus nur schwer übertragbar. Eine Ansteckung ist nur möglich, wenn ein Mensch eine HIV Infektion in sich trägt, eine große Anzahl an Viren weitergibt und diese von bestimmten Zellen aufgenommen werden. HIV kann aber nicht, wie bei vielen anderen Krankheitserregern über die Luft übertragen werden, sondern eine Ansteckung erfolgt, wie bereits erwähnt, über verschiedene Körperflüssigkeiten. Das Ansteckungsrisiko mit dem Immundefizienz Virus ist vor allem zu Beginn der Infizierung höher, da besonders viele Viren in den Zellen sind.

 

Wie kann man sich vor HIV und AIDS schützen?

Zunächst sollte eine Person natürlich einmal wissen, wie eine Übertragung und Ansteckung überhaupt möglich ist. Es gibt viele einfache und schnelle Möglichkeiten sich vor einer Infektion zu schützen, ohne das man Menschen mit einer HIV Infektion ausschließt oder diskriminiert.

Ist bekannt, dass Schwangere oder Mütter mit dem Immunschwäche Virus infiziert sind, können einige Vorbeugungen vorgenommen werden, um die Übertragung auf das Kind zu verhindern. Schwangere können zum Beispiel mit einer antiretroviralen Therapie beginnen. Zusätzlich können auch davor und während der Entbindung Medikamente verabreicht werden, die dazu führen, dass die Viruslast gesenkt wird und somit eine Übertragung nur schwer möglich ist. Möchte eine HIV infizierte Mutter stillen, sollte dies zuvor mit einem Arzt besprochen werden, da das Virus auch über die Muttermilch übertragbar ist.

Beim Geschlechtsverkehr sollte stehts ein Kondom benützt werden. Dies schützt nicht nur vor einer HIV Übertragung, sondern auch vor anderen Geschlechtskrankheiten. Vor allem wenn man mit seinem Sexualpartner noch nicht so vertraut ist, sollte ein Kondom verwenden werden. Beim Oralsex sollte darauf geachtet werden, dass kein Sperma in den Mund gelangt. Es gibt unzählige Beratungs- und Informationsstellen zum Thema Safer Sex, die sowohl online als auch offline aufgesucht werden können – und zwar völlig anonym. Vor allem beim Geschlechtsverkehr mit einem Menschen der an HIV erkrankt ist, kann eine Beratung sinnvoll sein.

Der sichere Umgang mit Blut und Nadeln ist wichtig, um das Risiko einer HIV-Übertragung durch kontaminierte Nadeln zu minimieren. Dies betrifft insbesondere Menschen im Gesundheitswesen, Tätowierer und Drogenanwender.

Eine zusätzliche Methode zur Verhinderung einer HIV-Infektion ist die sogenannte Prä-Expositions-Prophylaxe mit Medikamenten, kurz PrEP. PrEP kann in bestimmten Situationen effektiv sein, um das Risiko einer HIV-Übertragung zu reduzieren. PrEP beinhaltet die regelmäßige Einnahme von antiretroviralen Medikamenten durch HIV-negative Personen, die einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind. Diese Medikamente wirken, indem sie die Vermehrung des Virus im Körper hemmen.

HIV Prävention und Testung

Prävention und Testung spielen nicht nur eine wichtige Rolle um sich vor der Ansteckung auf die HIV Infektion im eigenen Körper zu schützen, sondern auch um die generelle Ausbreitung zu stoppen.

Es ist wichtig Aufzuklären und Bewusstsein zu schaffen, denn jeder kann an einer HIV-Infektion erkranken. Informationen über HIV und AIDS sollten weitreichend verbreitet werden, um das Bewusstsein zu schärfen und Mythen und Vorurteile abzubauen. Dies umfasst auch die Bedeutung von Safer Sex, die Verwendung von Kondomen und die Reduzierung riskanter Verhaltensweisen.

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Beratungsstelle wie AIDS Hilfen bieten eine kostenlose und anonyme Beratung und Aufklärung an. Aufklärung ist aber auch wichtig, um Diskriminierung und Ausgrenzung vorzubeugen. HIV Infizierte leiden häufig unter Ausgrenzung, da viele Menschen Vorurteile und Missverständnisse gegenüber diesen Menschen haben. Sie gehen aus Angst vor einer HIV Ansteckung lieber auf Abstand.

Regelmäßiges testen hilft eine HIV Infektion frühzeitig zu erkennen und die Ausbreitung von AIDS zu verhindern. Vor allem nach risikoreichen Situationen, wie zum Beispiel nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr, oder bei typischen HIV Symptomen, ist es wichtig zu wissen, ob man sich infiziert hat. AIDS Tests können Klarheit schaffen. Wie häufig man sich testen sollte, hängt natürlich auch von dem Risiko ab, dem man ausgesetzt ist.

Ein HIV Test ist die einzige Möglichkeit, herauszufinden, ob sich eine Person HIV-positiv ist.

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Wie und wo kann man sich testen lassen?

Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten sich auf eine HIV Infektion testen zu lassen. AIDS Hilfen, Gesundheitsämter aber auch viele Ärzte bieten häufig kostenlose Tests an. Mittlerweile gibt es auch die Möglichkeit, einen HIV-Selbsttest von zu Hause aus zu machen. In der Regel wird beim HIV Test eine Blutprobe abgenommen und ins Labor geschickt. Dort wird die Probe dann auf Antikörper getestet oder geprüft, ob bestimmte Bestandteile des HIV im Blut enthalten sind. Wichtig zu erwähnen ist, dass eine Infektion erst ein paar Wochen nach Ansteckung feststellbar ist. Besteht die Gefahr einer Ansteckung, ist es somit sinnvoll sich öfters testen lassen. 

HIV Infektionen können häufig auch erst nach einigen Monaten komplett ausgeschlossen werden. Das Ergebnis eines Labortests erhalten die Personen in der Regel nach wenigen Tagen. Mittlerweile gibt es aber bereits einige Schnelltests, die ein Ergebnis schon nach wenigen Minuten zeigen können. Aber auch hier dauert es meist ein paar Wochen, bis die Infektion festgestellt bzw. eindeutig ausgeschlossen werden kann.

HIV Therapie: Wie ein fast normales Leben trotz dem HI-Virus geführt werden kann

Der Test ist positiv? Im ersten Moment mag dies ein großer Schock sein. Denn HIV ist zwar noch nicht heilbar, es gibt auch keine Impfung die eine Ansteckung verhindert. Doch mit einer konsequenten Therapie können die meisten Menschen mittlerweile ein fast normales Leben führen und gleichzeitig eine Ansteckung verhindern.

Bei der HIV Therapie auch antiretrovirale Therapie (ART) genannt, unterdrücken verschiedene Medikamente die weitere Ausbreitung im Körper, sodass die Infektion nicht fortschreiten kann. Nach einiger Zeit besteht sogar die Möglichkeit, dass die Viren im Blut nicht mehr nachweisbar sind – AIDS kann dadurch verhindert werden. Die Medikamente müssen zwar ein Leben lang eingenommen werden, dafür haben Menschen aber meistens gute Chancen auf ein normales Leben. Die meisten Menschen, die die Therapie konsequent durchführen, haben dieselbe Lebenserwartung wie nicht Betroffene. Rund dreiviertel der Menschen mit HIV nehmen mittlerweile Medikamente.

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Vorurteile und Missverständnisse in Bezug auf das HI-Virus

Trotz jahrzehntelanger Aufklärung und Fortschritte in der medizinischen Forschung sind Vorurteile über HIV weiterhin weit verbreitet. Diese Vorurteile können auf Fehlinformationen, Stigmatisierung und Angst basieren. Diskriminierung und Ausgrenzung ist ein weit verbreitetes Problem, mit dem Menschen mit HIV zu kämpfen haben. Es ist daher wichtig, über die häufigsten Vorurteile und Missverständnisse aufzuklären. Die gängigsten Vorurteile sind:

Dies sind nur ein paar der Vorurteile, mit denen sich Infizierte tagtäglich auseinander setzen müssen. Betroffene haben häufig Angst über ihre Krankheiten zu sprechen oder ausgegrenzt zu werden und ziehen sich daher zurück.

Was jeder von uns tun kann

Selbst wenn du nicht von HIV oder AIDS betroffen bist oder auch keinen in deinem näheren Umfeld kennst, ist es wichtig, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Denn jeder kann sich mit HIV infizieren. Zeige Solidarität gegenüber Mitmenschen die an HIV oder AIDS erkrankt sind. Dies kannst du tun indem du:

  • dich zum diesem Thema informierst
  • Menschen mit Respekt behandelst
  • bei sichtbarer Diskriminierung einschreitest
  • dich ehrenamtlich engagiert oder spendest
  • dich testen lässt, vor allem nach einer Gefahrensituation

HIV kann jeden von uns treffen – auch ganz unverschuldet. Es ist daher wichtig, über dieses Thema informiert zu sein, damit du dich und deine Mitmenschen schützen kannst. In Österreich gibt es verschiedene AIDS Hilfen und HIV-Behandlungszentren mit denen du sprechen kannst, wenn du Hilfe oder Rat benötigst. Zeig Solidarität und Mitgefühl gegenüber Betroffenen und nimm am Welt-AIDS Tag teil.

Wenn du Hilfe oder Beratung brauchst, kannst du dich an die AIDS-Hilfe Beratungsstellen wenden.

https://aids.at/tests-und-beratung/beratungsangebote/

 

Fotoquellen: Adobe Stock, https://stock.adobe.com; https://elements.envato.com

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