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Was sind Herpes Viren und was lösen Sie aus?

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Was sind Herpes Viren und was lösen Sie aus?

Es gibt über 130 verschiedene Herpesviren. Für den Menschen sind acht davon relevant. Je nach Virustyp können sie schmerzhafte Hautausschläge, Fieber oder Erkrankungen des Lymphsystems verursachen. Zu den bekanntesten Erkrankungen, die im Zusammenhang mit Herpesviren auftreten, zählen WindpockenGürtelrose sowie das Pfeiffersche Drüsenfieber. Während bei vielen Menschen die Erstinfektion mit bestimmten Herpesviren symptomfrei verläuft, kann es bei Immunschwachen zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommen.

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Wie ansteckend ist Herpes und welches Risiko besteht für eine spätere Reaktivierung?

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Alle Herpesviren haben eines gemeinsam: Sie sind hochinfektiös und verbleiben meist ein Leben lang im Körper. Dabei bleiben sie oft lange Zeit unbemerkt. Laut Studien sind bis zu 90 Prozent aller Österreicher mit mindestens einem Typ von Herpesvirus infiziert. Der Name dieser Virusfamilie ist zugleich ihr Programm, denn er kommt vom griechischen Wort “herpein”, das soviel bedeutet wie “kriechen”.

Tatsächlich kriecht das Virus entlang der Nervenbahnen, breitet sich so im Körper aus und wartet nur auf eine günstige Gelegenheit, wieder aktiv zu werden. Zu den Risikofaktoren für eine solche Reaktivierung gehören Erkältungen und grippale Infektehormonelle Veränderungen, körperlicher und psychischer Stress, übermäßige UV-Strahlung, Verletzungen sowie die Einnahme bestimmter Medikamente.

Welche Erkrankungen können die einzelnen Herpesviren beim Menschen verursachen?

Die bekannten Bläschen auf der Haut, vor allem an der Lippe, sind das, was man im Volksmund als “Herpes” bezeichnet. Als Auslöser kommen dafür die beiden Typen des Herpes simplex-Virus in Frage. Mit einer extrem hohen Durchseuchungsrate gehören sie zu den häufigsten viralen Erregern weltweit. In ihrer Funktionsweise sind sich die beiden Virustypen sehr ähnlich. Im Falle einer Infektion dringen sie in die Schleimhautzellen ein, vermehren sich dort und zerstören dann die jeweilige Wirtszelle. An der Infektionsstelle bildet sich daraufhin eine Entzündung, die als Bläschen oder als kleines Geschwür in Erscheinung tritt. Die Flüssigkeit in den Bläschen ist voll stark infektiöser Herpesviren, die sich an den Nervenenden anlagern.

Herpes simplex-Virus Typ 1 und Typ 2 (HHV 1 und HHV 2)

Typ 1 macht ca. 80-90 Prozent der Fälle aus und befällt als sogenannter Lippenherpes Mund und Lippen. Er überträgt sich durch den Kontakt von Schleimhäuten mit infiziertem Speichel oder Bläscheninhalt und besiedelt gerne den hochempfindlichen Trigeminusnerv. Typ 2 dagegen betrifft als Genitalherpes vorwiegend die Schleimhaut im Intimbereich. Das Virus überträgt sich durch Schmier- oder Tröpfcheninfektion (Sexualsekrete) und ist für Jugendliche und Erwachsene ab der Pubertät relevant.

In seltenen Fällen kann das Herpes simplex-Virus auf andere Hautstellen überspringen und dort schwere Komplikationen verursachen. Wird die Netzhaut des Auges befallen, droht die Erblindung. Eine Herpes-Enzephalitis (Gehirnentzündung) endet ohne Behandlung meist tödlich.

Varizella-Zoster-Virus (HHV 3)

Als Erreger der Windpocken ist das hochansteckende Variella-Zoster-Virus auf der ganzen Welt verbreitet. Es befällt ausschließlich den Menschen, wird durch Kontakt mit dem Bläscheninhalt oder durch Tröpfcheninfektion übertragen und hat eine Durchseuchungsrate von 95 %. Auch Varizella Zoster bleibt nach der Erstinfektion latent im Körper vorhanden, und zwar in den Nervenknoten seitlich der Wirbelsäule. Im Falle einer Reaktivierung, die vor allem bei älteren oder immungeschwächten Menschen vorkommt, entsteht die äußerst schmerzhafte Gürtelrose.

Die Windpocken sind eine klassische Kinderkrankheit, die sich durch bläschenartige, stark juckende Hautveränderungen äußert und normalerweise harmlos verläuft. Bei Neugeborenen, Immunschwachen oder Schwangeren kann es zu schweren generalisierten Verläufen kommen.

Epstein-Barr-Virus (HHV 4)

Auch das Epstein-Barr-Virus hat eine Durchseuchungsrate in Höhe von 95 % der Erwachsenen. Während eine Erstinfektion in der Kindheit meist asymptomatisch verläuft, kann der Erreger bei Erwachsenen das Pfeiffersche Drüsenfieber (auch als Mononucleose oder Studentenfieber bekannt) auslösen. Zu den klassischen Symptomen gehören Fieber, stark geschwollene Lymphknoten, eine ausgeprägte Mandelentzündung sowie gelegentlich auch Hautausschläge oder eine Schwellung der Milz. Das Epstein-Barr-Virus wird durch Tröpfchen- oder Kontaktinfektion übertragen und steht im Verdacht, die Entstehung bestimmter Krebserkrankungen zu begünstigen.

Zytomegalievirus (HHV 5)

Dieses Herpesvirus ist zwar weniger bekannt, aber genauso stark verbreitet wie die bisher genannten. Die Primärinfektion verläuft meist unbemerkt, äußerst sich manchmal aber auch ähnlich wie das Pfeiffersche Drüsenfieber. Der Erreger verbleibt danach im Körper und breitet sich über das Blut und die Zellen in Leber, Nieren und Nebennieren aus. Übertragen wird das Virus durch Schmierinfektion mit Körpersekreten wie Speichel, Blut, Urin, Sexualsekrete oder auch Muttermilch.

Ein Ausbruch des Zytomegalievirus kann für immungeschwächte Patienten gefährlich werden und ist deshalb besonders im Zusammenhang mit AIDS oder nach Transplantationen ein Problem. Bedrohlich ist eine Infektion auch für ungeborene Kinder im Mutterleib. Es kann Fehlbildungen verursachen, die zur Behinderung oder schlimmstenfalls gar zum Tod führen können.

Humanes Herpesvirus Typ 6 und Typ 7 (HHV 6 und HHV 7)

Die Herpesviren HHV 6 und HHV 7 befallen das menschliche Immunsystem und werden hauptsächlich über den Speichel übertragen. Die Infektion findet meist schon im Kindesalter statt und manifestiert sich – vor allem bei Typ 6 – im sogenannten Dreitagefieber. Dieses tritt plötzlich auf und geht oft noch mit einem Hautausschlag und geschwollenen Lymphknoten einher. Typ 7 führt insgesamt seltener zu Infektionen, kann aber neben dem Dreitagefieber auch grippale Infekte oder Magen-Darm-Beschwerden auslösen. Aufgrund der hohen Durchseuchungsrate im Kindesalter treten HHV 6 und HHV 7 bei Erwachsenen eher selten auf. Wenn doch, dann äußert sich eine Infektion in ähnlichen Symptomen wie die mit dem Epstein-Barr-Virus.

Bei einem schweren Verlauf kann das Humane Herpesvirus Typ 6 den Herzmuskel schädigen. Bei immunsupprimierten Patienten gehört es außerdem zu den häufigsten Auslösern einer Gehirnentzündung. Seine Beteiligung an der Entstehung von Multipler Sklerose und Alzheimer ist in der Wissenschaft noch umstritten. Das HHV 7-Virus steht im Verdacht, Leberentzündungen oder die sogenannte Röschenflechte (Schuppenröschen) zu begünstigen.

Humanes Herpesvirus Typ 8 (HHV 8)

Auch das Kaposi-Sarkom-Herpesvirus wird durch Schmierinfektion übertragen und kann unbemerkt im Körper verbleiben. Es gilt als Auslöser für eine spezielle Tumorart (Kaposi-Sarkom), die in Form von bläulich braunen Knoten in Haut und Schleimhaut auftritt und im weiteren Verlauf auch andere Organe befällt. Betroffen sind vor allem immungeschwächte Personen wie beispielsweise AIDS-Patienten.
Im Gegensatz zu den übrigen Herpesviren ist HHV 8 in Europa nur wenig verbreitet. In Äquatorialafrika dagegen liegt die Durchseuchungsrate bei bis zu 50 %.

Wie kann ich mich vor Herpesviren schützen?

Versuchen Sie grundsätzlich, Ihre Abwehrkräfte zu stärken, denn Herpesviren haben vor allem bei immungeschwächten Menschen ein leichtes Spiel. Sollte jemand in Ihrem Umfeld an einer akuten Herpes-Infektion leiden, vermeiden Sie engen Körperkontakt und achten Sie darauf, nicht mit der Bläschenflüssigkeit in Berührung zu kommen.

Speziell gegen das Variella-Zoster-Virus (Windpocken, Gürtelrose) können Sie sich außerdem impfen lassen. Die ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine Windpockenimpfung für Erwachsene, die im Gesundheitswesen direkt mit Patienten arbeiten, für Menschen mit chronischen Hauterkrankungen, für Frauen mit Kinderwunsch und vor Organtransplantationen. Eine Impfung gegen Gürtelrose kommt vor allem für ältere Menschen in Betracht.

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