Von jung zu alt - darum altern wir
Altern ist kein plötzlich eintretender Prozess, sondern ein biologischer Ablauf, der das ganze Leben andauert. Von der Geburt bis zum Tod – jeder biologische Organismus altert. Durch den medizinischen Fortschritt und die stetige Verbesserung der Hygiene hat sich die Lebenserwartung des Menschen in den letzten 100 Jahren nahezu verdoppelt. Leben bedeutet altern – doch warum ist das so? Kann man den Alterungsprozess aufhalten? Ist ewiges Leben möglich? Diese und weitere interessante Fragen beleuchten wir jetzt für Sie.
Was ist altern?
Alter und Altern sind unterschiedliche Aspekte. Das Alter stellt lediglich eine Zahl dar und unterliegt häufig einer subjektiven Beurteilung. Das Altern ist eine Entwicklung, die man beobachten und wissenschaftlich beschreiben kann. Im wissenschaftlichen Zusammenhang wird Altern als fortlaufender Verlust der physiologischen Unversehrtheit definiert. Dieser Prozess führt zu Funktionsbeeinträchtigungen und letztendlich zum Sterben.
Der klassisch nachweisbare Alterungsprozess beginnt ungefähr ab dem 20. Lebensjahr. Das zeigt sich vor allem durch Entstehen von Falten, Abnahme des Leistungsvermögens und Verminderung der Ausdauer. Wie schnell die Alterung voranschreitet, wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Die genetischen Veranlagungen bestimmen zu lediglich 10 bis 15 Prozent, wie Menschen altern. Andere wichtige Aspekte im Zusammenhang mit dem Alterungsverlauf sind Umwelteinflüsse sowie der persönliche Lebensstil.
Warum altern wir?
Hat der Alterungsprozess einen biologischen Sinn? Wissenschaftler sind sich bei der Beantwortung der Frage nicht ganz einig. Dennoch gibt es viele Theorien und Erkenntnisse, dass interne sowie externe Einflüsse eine wichtige Rolle beim Altern einnehmen. Folgende Faktoren sind besonders relevant:
Diese Theorie beschreibt, dass irgendwann die Zeit gekommen ist, Platz für junge Altersgruppen zu machen. Neue Generationen passen sich gut an die bestehenden Bedingungen an und stellen sich besser auf Umwelteinflüsse ein.
Andere Theorien gehen davon aus, dass alle auf den Organismus einwirkenden Einflüsse zu Vergiftungs- und Verschleißerscheinungen führen. Dazu zählen beispielsweise UV-Strahlen, Umweltpestizide und freie Radikale.
Des Weiteren nehmen Forscher Folgendes an: Die einzelnen Gewebe- und Zellbestandteile büßen ihre Funktionsfähigkeit im Laufe des Lebens ein. Das führt zu sinkender Belastbarkeit des Gewebes und zu Beeinträchtigung der Zellfunktion. Ob die Veränderung der Erbinformation die Folge oder Ursache des Alterungsprozesses ist, wird noch erforscht.
Das Altern ist ein genetischer Ablauf, der in jeder Zelle fest verankert ist und in festgelegter Weise voranschreitet. Das besagt zumindest diese Theorie. Genetische Dispositionen haben einen gewissen Einfluss auf das Altern. Wie stark dieser Einfluss ausgeprägt ist, kann nicht eindeutig belegt werden. Einige Wissenschaftler nehmen an, dass etwa 30 Prozent genetisch veranlagt ist, andere gehen sogar von 70 Prozent aus.
In jedem Organismus entstehen biochemische Prozesse, welche die Folge von Abbau- und Umwandlungsprozessen sind. Das Ziel ist Energiezuwachs für den Körper. Die Abbauvorgänge lassen freie Radikale zurück, die dem Organismus Schaden zufügen können. Eine weitere wichtige Rolle nimmt der individuelle Hormonhaushalt ein. Jeder menschliche Körper geht durch gewisse Phasen der Hormonveränderung, wie zum Beispiel Pubertät und Schwangerschaft. Zudem können Erkrankungen eine Veränderung des Hormonhaushaltes mit sich bringen.
Ein bedeutender Faktor für den Alterungsprozess ist der individuelle Lebensstil des Menschen. Ernährungsgewohnheiten, Schlafrythmen und Stress beeinflussen das Altern im großen Maße. Auch Zigaretten- und Alkoholkonsum wirkt sich negativ auf den Alterungsprozess aus. Der Körper speichert alle großen und kleinen Sünden im Laufe des Lebens. Im höheren Alter zeigt sich ein ungesunder Lebensstil in Form von vorzeitigem Altern und Erkrankungen.
Warum haben Frauen eine längere Lebenserwartung als Männer?
Fest steht: Frauen in entwickelten Gesellschaften leben länger als Männer. Das Finden der Ursache für dieses Phänomen gestaltet sich schwierig, da zahlreiche Aspekte das Altern beeinflussen. Die aktuelle Erkenntnislage sagt aus, dass die Biologie nur zu einem geringen Teil die Verantwortung für die Lebenserwartung trägt. Wissenschaftler beschreiben, dass Frauen durch die doppelte Ausstattung an X-Chromosomen bestimmte Zelldefekte leichter kompensieren können. Des Weiteren besitzen die weiblichen Hormone gewisse Merkmale, die beispielsweise vor Gefäßverkalkungen schützen.
Der wohl wichtigste Aspekt für die unterschiedliche Lebenserwartung ist der individuelle Lebensstil. Frauen leben durchschnittlich fünf bis sechs Jahre länger. Was machen Frauen anders? Meist gehen Frauen mit ihrem Körper achtsamer um, essen und leben gesünder. Sie konsumieren weniger Nikotin sowie Alkohol und nehmen ärztliche Vorsorgetermine eher wahr als Männer. Bei gesundheitlichen Problemen suchen Frauen schneller medizinische Hilfe.
Wie kann man den Alterungsprozess aufhalten?
Viele Menschen haben den Wunsch, für immer jung und fit zu bleiben. Doch das spricht gegen den natürlichen Kreislauf des Lebens. Stoppen kann man demnach den Alterungsprozess nicht, doch jeder kann einiges tun, um den Organismus länger jung und vital zu halten. Es ist möglich, das Altern zu verzögern, indem man auf den Lebensstil achtet. Folgende Dinge können dabei helfen, ein langes und gesundes Leben zu genießen.
Eine ausgewogene und gesunde Ernährungsweise ist ein wichtiger Aspekt. Wenn ein Organismus Nahrung von hochwertiger Qualität erhält, kann der Körper die erforderliche Energie aufnehmen und umsetzen. Achten Sie daher auf eine ausreichende Zufuhr an Vitaminen, Proteinen und Mineralien. Obst, Gemüse, Kräuter und Vollkornprodukte sollten täglich auf dem Speiseplan stehen. Besonders die Flüssigkeitszufuhr ist wichtig, da der Körper viel davon braucht. Trinken Sie eine entsprechende Menge (vorzugsweise Wasser), erhalten die Körperzellen das, was sie benötigen.
Das Sport im gewissen Maße gut tut, weiß jeder. Doch das Wissen alleine reicht nicht, man muss es auch tun. Bewegen Sie sich regelmäßig, am besten an der frischen Luft. Körperliche Aktivität stimuliert ein bestimmtes Enzym (Telomerase). Das Enzym bewirkt, dass die Zellen länger stabil und Sie somit vital bleiben.
Achten Sie auf Ihren Schlaf. Jeder hat zwar ein individuelles Schlafbedürfnis, aber generell lässt sich ableiten, dass es nicht weniger als 7 Stunden pro Nacht sein sollten. So kann der Organismus genügend Energie sammeln, um kraftvoll in den nächsten Tag zu starten. In der Nacht laufen viele wichtige Prozesse ab, die für einen optimalen Stoffwechsel und die erforderliche Erholung sorgen.
Meiden Sie stressige Situationen, so gut es geht. Dauerhafter Stress lässt den Alterungsprozess voranschreiten und erhöht das Risiko für das Entstehen von Krankheiten. Achten Sie auf Ihre Bedürfnisse und persönlichen Grenzen. Wenn Ihr Leben in den Bereichen Beruf, Familie, Beziehungen, Gesundheit und Finanzen in Balance ist, sind Sie weniger anfällig für Stress. Genießen Sie regelmäßige Auszeiten, lachen Sie viel und sorgen Sie für Entspannung. Meditation ist ein hilfreiches Tool, denn der ganze Organismus kommt nicht nur währenddessen zur Ruhe, sondern die körperliche und mentale Energie bleibt im Alltag erhalten.
Ist ewiges Leben möglich?
Aus Sicht der Wissenschaft ist das Sterben lediglich eine technische Problematik. Ein Organismus hört auf zu leben, wenn die technischen Störungen nicht mehr zu beheben sind. Blutbahnen setzen sich mit Fettablagerungen zu, Krebszellen vermehren sich, Keime breiten sich aus oder der Herzschlag nimmt ab. Mediziner kämpfen weltweit gegen diesen Prozess an und erforschen, wie man Krankheiten besiegen und das körperliche “Verfallsdatum” verlängern kann. Zahlreiche Therapien, Medikamente und Heilverfahren wurden besonders im Laufe der letzten Jahrzehnte erfolgreich entwickelt.
Ein Forscherteam im Silicon Valley sucht nach der Möglichkeit des ewigen Lebens. Die California Life Company, ein Tochterunternehmen von Google, arbeitet an einer interessanten Entwicklung. Sie wollen mit ihrer Arbeit erreichen, dass nicht nur das Leben verlängert, sondern der Tod eines Tages abgewendet werden kann. Einige Experten gehen davon aus, dass dies im Jahre 2200 möglich sein könnte – das ewige Leben. Der Ansatz sieht so aus: Menschen gehen in regelmäßigen Abständen in eine Klinik und lassen Defekte des Körpers behandeln, Organe und Gelenke austauschen sowie nachlassendes Gewebe wieder aufbauen. Was heute noch undenkbar erscheint, kann in ein paar Jahrzehnten Realität sein. Das ist zumindest das Ziel einiger Wissenschaftler.
Es stellt sich dabei die Frage, ob der natürliche Kreislauf des Lebens so immens beeinflussbar ist.
Wie entwickelte sich die Lebenserwartung der letzten 100 Jahre?
Die durchschnittliche Lebensdauer im deutschsprachigen Raum beträgt bei Frauen 83,4 Jahre und bei Männern 78,6 Jahre. Somit hat sich die Lebenserwartung in den letzten 100 Jahren rasant entwickelt. Im letzten Jahrhundert wurden die Menschen im Durchschnitt nur halb so alt. Deutschsprachige Länder gehören im internationalen Vergleich mit zu den Spitzenländern hinsichtlich der Lebenserwartung. Wir werden immer älter. Wenn diese Entwicklung weiterhin in großen Sprüngen voranschreitet, könnte am Ende des 21. Jahrhunderts ein Alter von 150 Jahren zur Normalität werden.